Theorie
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Epiphytisch (auf Bäumen) wachsende Orchideen mußten sich im laufe ihrer Evolutionsgeschichte daran gewöhnen, mit wenig Nährstoffen auszukommen. Regenwasser enthält nur Auswaschungen aus der Atmosphäre. Diese Nährstoffe stammen z.B. von verrotteten Blättern oder aufgewirbeltem Boden. Regen liefert also schwach, aber sehr kontinuierlich alle wichtigen Nährstoffe. Und auch bei künstlicher Pflege sollte nur sehr verdünnt gedüngt werden. An hohe Düngergaben sind Orchideen nicht gewöhnt, die Wurzeln verbrennen als Folge zu hoher Salzkonzentrationen.
Welche Elemente eine Orchidee für ein gesundes Wachstum braucht, kann aus der folgenden Tabelle entnommen werden:
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Wachstum der Blätter und Triebe: Stickstoff sorgt für gesundes Wachstum der Jahrestriebe und Blätter. Ein Stickstoffmangel erkennt man an kleinen, gelben Blättern, eine Überversorgung an weichem Pflanzengewebe. |
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Wachstum der Wurzeln und Blüten: Phosphor sorgt für die Blütenbildung und ein gesundes Wurzelwachstum. Phosphormangel erkennt man an einer Rotfärung der Blätter, besonders der Blattunterseiten. |
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Fördert das Wachstum: Kalzium sorgt dafür, daß die Pflanze andere wichtige Spurenelemente aufnehmen und verwerten kann. Außerdem fördert es die Zellvermehrung und so das Wachstum besonders der Wurzeln. |
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Erhöhung der Widerstandskraft: Kalium fördert die Stoffwechselprozesse in der Orchidee, was die Widerstandskraft der Orchideen erhöht. Bei Kaliummangel kann es zu weichem Pflanzengewebe und zu einem Wachtumsstop kommen. |
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Fördert den Stoffwechsel: Magnesium sorgt ebenfalls für ein gesundes Wachstum, weil es die Stoffwechselprozesse fördert. Bei einem Mangel bleiben die Blätter hellgrün. |
Außerdem wichtig für ein kräftiges Wachstum sind die Sprurenelemente Kupfer (Cu), Eisen (Fe), Bor (B), Zink (Zn), Molybdän (Mb), und Mangan (Mn). Diese Elemente werden als Spurenelementen bezeichnet, weil sie schon in sehr geringen Mengen ihre wachtumsfördernde Wirkung entfalten. |
Praxistipps
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Grundsätzliche Regeln zum Thema Düngen gibt es bei den Anfängertips. An dieser Stelle soll das Thema eingehender behandelt werden.
Organischen Düngern
Organische Dünger wie z.B. Pferde- oder Vogeldung, Knochen- oder Hornspäne haben einen großen Nachteil: die Nährstoffe müssen zunächst von Hand aufgearbeitet oder von Bodenorganismen freigesetzt werden, bevor die Pflanzen sie nutzten können. Ein weiterer Nachteil ist die unbekannte Zusammensetzung des Düngers. Deshalb finden fast ausschliesslich anorganischen Dünger bei Orchideen Anwendung.
Anorganischen Dünger
Anorganische Dünger bestehen aus verschiedenen Salzen, die alle Elemente enthalten, die eine Orchidee braucht. Die Zusammensetzung solcher Dünger ist genau bekannt und kann individuell an jede Orchideen oder die Jahreszeit angepaßt werden. Flüssige Orchideendünger sind besonders leicht anzuwenden. Dünger die nicht ausdrücklich für Orchideen hergestellt wurden, sollten lieber keine Anwendung finden oder müssen zumindest sehr stark verdünnt werden.
Besondere Erwähnung sollen hier noch die Chelatdünger finden. In diesem Fall sind die mineralischen Salze von organischen Molekülen umgeben. Auf diese Weise erhöhen diese Dünger die Leitfähigkeit des Giesswassers nicht so stark, wie bei der Zugabe von reinen Salzen. Deshalb sind diese eine besonders schonende Art der Düngung.
Individuelle Düngung
Natürlich lässt sich die Höhe der Düngergaben grob nach der Jahreszeit bestimmen. Im Frühling beginnen die meisten Orchideen mit ihrem Wachstum, im Winter blühen sie oft. Aber es gibt auch genug Orchideen, die sich nicht an diesen Rhythmus halten. Wer sich mit Orchideen schon etwas auskennt, kann die Düngergaben leicht an den Wachstumszyklus der Orchidee anpassen, um das Wachstum optimal zu fördern. Beginnt die Orchidee mit der Bildung eines Neutriebes oder eine Blattes, sollte mit der Düngung begonnen werden. Die Düngergaben werden über einige Wochen hinweg langsam gesteigert. Dabei muss der Nährstoffbedarf der einzelnen Gattungen berücksichtigt werden.
Entweder man benutzt das ganze Jahr über einen Orchideenvolldünger oder man verwendet Dünger mit unterschiedlicher Nähstoffzusammensetzung. Solche Düngersorten sind im Orchideenhandel erhältlich. Während des Wachstums sollte ein stickstoffbetonten Dünger verwendet werden, da dieses chemische Element die Blattbildung fördert (Wachtumsdünger). Kurz bevor die Orchidee mit ihrem Wachstum fertig ist, kann die Anwendung eines phophorbetonten Düngers sinnvoll sein, um die Blühleistung der Orchidee zu erhöhen (Blütendünger). Bildet sich die Blüte schon, ist es für eine Anwendung zu spät. Befindet sich die Orchidee in der Ruhephase, sollte auf eine Düngung ganz verzichtet werden. Orchideen ohne Ruhepause können zwar das ganze Jahr über gedüngt werden, jedoch sollte man auch hier die Düngung an die Wachstumsgeschwindigkeit anpassen. Bei dieser Art der Düngung ist es wichtig, dass zwischen den Düngergaben immer mit reinem Wasser ohne Düngerzusatz gespült wird. Auf diese Weise werden überschüssige Salze aus dem Substrat entfernt.
Die maximalen Konzentrationen, die bei der Düngung zur Anwendung kommen, hängen von der Art der Orchidee ab. Die folgende Tabelle bietet eine grobe Einteilung. Die Werte sind Maximalwerte, die nur im Wachstum der Orchidee vertragen werden ! Das Kulturanleitungscenter bietet für viele Arten, Gattungen und Hybriden genaue Informationen zur Düngertoleranz.
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Orchidee
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maximale Leitfähigkeit des Giesswassers µS/cm
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maximale Leitfähigkeit des Wassers mit Dünger* µS/cm
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Hybride mit unempfindlichen (dicken) Wurzeln (z.B.Phalaenopsis, Cattleya, Cymbidium, grosse Bulbophyllum-Arten) |
400 |
800 |
Naturformen und Hybride mit unempfindlichen Wurzeln |
300 |
500 |
Naturformen und Hybride mit sehr empfindlichen Wurzeln (z.B. viele Arten der Gattungen Dracula, Disa, Phragmipedium) |
50-100 |
200 (bei einigen auch darunter) |
* Voraussetzung ist die nur gelegentlich Anwendung und ein Spülen mit salzärmerem Wasser zwischen den Düngergaben. Das Giesswasser sollte mindestens eine Leitfähigkeit von 30 µS/cm haben, bevor es zur Anwendung kommt.
Gleichmässige Düngung
Eine weitere Möglichkeit, Orchideen mit Nährstoffen zu versorgen, ist die kontinuierliche Düngung. Dabei orientiert man sich an der Leitfähigkeit des Giesswassers, welches eine Orchidee auf Dauer gut verträgt, ohne das zwischendurch mit salzarmen Wasser gespült werden muss. Für die meisten Orchideen ist dies eine Leitfähigkeit von 200 µS/cm, bei sehr empfindlichen Orchideen kann sie auch darunter liegen. Das heisst, man verwendet destilliertes Wasser oder Wasser aus einer Osmoseanlage als Grundlage, fügt diesem sehr wenig Leitungswasser zu und tropft unter ständigem rühren gerade so viel Dünger hinzu, bis sich eine Leitfähigkeit von 200 µS/cm ergibt. Mit diesem Wasser kann man dann das ganze Jahr über giessen.
Für welche Art der Düngung man sich entscheidet, ist von den Vorlieben des Orchideenfreundes abhängig. Verschiedene Leute machen unterschiedliche Erfahrungen.
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