Aussaat ohne sterile Werkbank
Bei der symbiotischen Aussaat ohne sterile Werkbank verfährt man so, wie die Natur ihre Sämlinge aufzieht. Man streut sie einfach neben die Mutterpflanze und hofft, das der zur Keimung nötige Pilz im Substrat verhanden ist. Das Substrat darf in der Zeit der Keimung nicht völlig austrocknen. Dieses Verfahren wurde früher angewendet, als es noch keine sterilen Werkbänke gab.
Eine weitere Chance hat man, wenn man den Orchideensamen auf ein Stück Borke ausbringt. Um die Borke anzuimpfen, d.h. den zur Keimung nötigen Pilz auf die Borke zu bringen, sollte man diese für 10-15 Tage mit etwas Substrat der Mutterpflanze bedecken. Diese Borke sollte dann vorsichtig mit salzarmen Wasser besprüht werden, bis keine trockenen Stellen mehr sichtbar sind. Nach dem Aufbringen des Samens, sollte die Borke bei hoher Luftfeuchtigkeit und hohen Temperaturen in einem Minigewächshaus oder einer Schale mit durchsichtiger Abdeckung gehalten werden. Sobald sich auf der Borke hellere d.h. trockenere Stellen zeigen, muss sie vorsichtig angesprüht werden. Die Samen verteilen sich mit der Zeit auf der Borke und dringen dabei tief in die Zwischenräume ein. Hier können die Samen auf den nötigen Pilz treffen und so zu keimen beginnen.
Ebenfalls einen Versuch wert ist die sogenannte "Handtuch-Methode". Man nimmt dazu einen neuen ca. 20cm grossen Tontopf und sterilisiert diesen mit kochendem Wasser. Dann füllt man diesen zu einem Drittel mit zerkleinertem Torfmoos (Sphagnum) und/oder Baumfarnfasern (beides im Fachhandel erhältlich) und drückt diese Schicht etwas an. Die gleiche Menge an Torfmoos wird nun in ein Stück eines neuen Geschirrtuches gewickelt und mit der glatten Seite nach oben in den Topf auf das darin befindliche Moss gelegt. Das Ganze wird nochmals zur Sterilisation mit kochendem Wasser übergossen. Nach dem Abkühlen werden einige lebende Wurzelspitzen der Mutterpflanze auf dem Tuch verteilt. Die Samen werden danach ebenfalls auf dem Tuch ausgestreut. Zum Schluß wird der Topf mit einer Glasscheibe abgedeckt und in eine flache Schale mit abgekochtem Wasser gestellt. Die Wasserschale darf nie austrocknen. Nach einigen Wochen beginnen die Samen (hoffentlich) zu keimen.
In einigen Fachbüchern wird eine weitere Möglichkeit vorgestellt, bei der die Aussaat über kochendem Wasser erfolgt. Der Wasserdampf soll dabei die in der Luft befindlichen Keime abtöten. Zutaten für Nährböden und kleine Laborsets die dafür benötigt werden, gibt es im Handel für Orchideen-Zubehör.
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Pollinarium, Pollenlinie und Antherenkappe (von oben nachunten) (Foto: E.Kerschbaum)
Am Ende eines langen Weges: Jungpflanzen kurz vor der ersten Blüte
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