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Orchideendoktor: Spinnmilben (Rote Spinne)
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echte Spinnmilben (Fotos: ) |
echte Spinnmilben (Fotos: Ingrid) |
Vorwort:
Wenn man sich mit Spinnmilben als Schädlingen an Pflanzen befasst, ist es sinnvoll, grob zwischen zwei Gruppen zu unterscheiden: Spinmilben die Gespinste bilden und auch als echten Spinnmilben bezeichnet werden und den Arten, die keine Gespinste bilden, welche manchmal auch als falsche Spinnmilben bezeichnet werden.
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Beschreibung des Schädlings:
Die echte Spinnmilbe (Tetranychidae) ist ca. 0,3 - 0,5 mm gross. Nicht alle Vertreter sind rot, wie der Name vielleicht vermuten lässt. In den meisten Fällen ist die Färbung eher grün und abhängig von der aufgenommenen Nahrung. Sie bilden feine Gespinste aus, in denen sich die Tiere gern aufhalten.
Die falschen Spinnmilben (Tenuipalpidae) hingegen sind kleiner (0,25mm) und bilden keine Gespinste aus.
Alle Spinnmilben gehören zu den Spinnentieren. Sie besitzen im erwachsenen Zustand 4 Beinpaare.
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Wissenswertes:
In den von der echte Spinnmilbe gebildeten Gespinsten leben mehrere Generationen zusammen. Sie vermehren sich sehr schnell. Aus den Eiern entwickeln sich innerhalb von 10-20 Tagen die erwachsenen Tiere. Die Larven besitzen nur 3 Beinpaare. Bei der echten Spinnmilbe wirken sich tiefe Temperaturen und feuchte Luft ungünstig auf die Vermehrung aus. Auch kann sich die Entwicklungszeit der bereits geschlüpften Larven verlängern. Verbessern sich die Bedingungen wieder, kann es deshalb zu einem plötzlichen Massenbefall kommen. Ausserdem sind die Vertreter der echten Spinnmilbe meist recht gut "zu Fuß" unterwegs. Vertreter sind Tetranychus cinnabrinus (wirklich rot) urticae (auch gemeine Spinnmilbe genannt), bimaculatus und telarius.
Die falschen Spinnmilben hingegen sind langsamer in ihren Bewegungen und leben als Einzelgänger. Auch sie lieben hohe Temperaturen. Da sie aus den Tropen stammen, brauchen sie jedoch im Gegensatz zu den echten Spinnmilbe hohe Luftfeuchtigkeitswerte. Am häufigsten an Orchideen kommt Tenuipalpus pacificus vor; sie wird deshalb auch als Orchideenspinnmilben bezeichnet. Der Vermehrungszyklus erstreckt sich meist über viele Wochen oder sogar Monate. Eine Massenvermehrung wird man deshalb eher nicht beobachten. Sie haben jedoch aufgrund ihrer Grösse und der fehlenden Gespinste meist viel mehr Zeit zur Entwicklung, da sie erst durch den Schaden erkannt werden.
Da alle Spinnmilben sehr leicht sind, werden sie z.B. durch den Wind oder Ventilatoren leicht übertragen. |
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Symptome / Schaden:
Echte Spinnmilben geben nach dem Biss ein Substanzgemisch an die Zelle ab, dass zunächst für ein Auflösen der Zellmembranen und Organellen sorgt. Auf diese Weise entsteht ein Saft, der von den Tieren aufgenommen wird. So dringt Luft in die oberen Strukturen des Blattes ein. In der Summe ergibt sich ein silbriger Glanz.
Foto:
Im fortgeschrittenen Stadium werden die Gespinste an den Blättern sichtbar. Im weiteren Verlauf wird das Blatt gelb und fällt ab. Leicht stellen sich an den befallenen Blättern auch Pilze ein, die durch dunkle Punkte zu erkennen sind. Auch Viren und Bakterien können übertragen werden. Gern befallen sie zunächst die Blattunterseite. Echte Spinnmilben bevorzugen junge, weichlaubige Blätter, allerdings beschränken sich nicht darauf. Gefährdet sind vor allem Orchideen, die in trockener Luft stehen. Die Gespinste lassen sich früher erkennen, wenn man die Pflanze mit einem feinen Wassernebel ansprüht. Ausserdem werden die Tiere besser sichtbar, wenn man mit einem weissen Papiertaschentuch über die Blätter wischt. Bei einem Befall sind rote oder grüne Punkte oder Streifen auf dem Papiertuch zu sehen.
Verwischte Spinnmilben auf einem Taschentuch, Foto:
Falsche Spinnmilben befallen deutlich häufiger alte Blätter. Sie siedeln dort auf der Ober- und Unterseite hart- und weichlaubiger Orchideen gleichermaßen. Die Schäden treten viel langsamer auf, manchmal geht es der Pflanze über viele Monate schlecht, bevor sie zu Grunde geht. Zu beobachten ist ein verfrühtes gelb werden der Blätter, manchmal sind diese auch eingedreht. Gefährdet sind besonders die Pflanzen, die gleichmässig warm und luftfeucht kultiviert werden, also vor allem in warmen Gewächshäusern und Vitrinen. Bei einem Verdacht sollte das Blatt mit einer Lupe abgesucht werden. Auch das Abwischen mit einem weissen Taschentuch kann den Befall sichtbar machen, allerdings ist der Effekt hier viel geringer als bei den echten Spinnmilben. Da der Befall meist nicht so massiv ist, unterscheiden sich auch die entstehenden eingesunkenen Flecken auf den Blättern. Diese sind gelblich, braun bis schwarz und können leicht mit einem Pilzbefall verwechseln werden. Die Bereiche sind jedoch schäfer begrenzt, ohne einen Übergang. Die Tiere sitzen meist am Rand diese Flecken, deshalb sollten diese Bereich mit der Lupe besonders gründlich untersucht werden. Auch hier besteht die Gefahr, das Viren übertragen werden und sich Pilze und Bakterien einstellen.
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Schadbild falsche Spinnmilbe, Foto: Nicole
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Schadbild falsche Spinnmilbe, Foto:
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Prävention:
Allgemein ist in Bücher immer zu lesen, dass hohe Luftfeuchtigkeitswerte die beste Vorsorge gegen Spinnmilben sind. Wie auf dieser Seite zu lesen ist, kann auch das Gegenteil der Fall sein. Meiner Erfahrung nach taucht aber die echte Spinnmilbe sehr viel häufiger an Orchideen auf, deshalb geht man mit solchen Bedingungen vielen Problemen aus dem Weg. Nur sollte man diese Schädlinge auch bei dauerhaft hohen Luftfeuchtigkeitswerten nicht außer acht lassen. Intensives Sprühen spült die Spinnmilben von den Blättern ab und kann eine massenhafte Vermehrung verhindern. Allerdings sollte man hier darauf achten, dass die Orchideen das auch vertragen und nicht anfangen zu faulen. Gerade im Winter besteht diese Gefahr.
Tauchen bringt in diesem Fall wenig, denn die Tiere schützen sich unter Wasser mit Hilfe von Luftsäcken, die sie umgeben.
Produkte des Niembaums wirken bei diesem Schädling wie ein wahres Wundermittel. Es kann auch sehr gut vorbeugend eingesetzt werden.
Natürlich gehört auch die Isolierung befallener Pflanzen zu den wichtigen vorbeugenden Maßnahmen, um die gesamte Sammlung zu schützen.
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Bekämpfung:
Bei einem Befall kann zunächst das Abwischen und abspülen der Blätter sinnvoll sein. Allerdings reicht das für eine erfolgreiche Bekämpfung nicht aus. Ist sicher, dass es sich bei dem Befall um die echte Spinnmilbe handelt und ist die Orchidee nicht zu gross, kann man die Pflanze giessen und für 3 Tage mit einer durchsichtigen Plastiktüte überziehen. Durch die drastische Erhöhung der Luftfeuchtigkeit sterben die Spinnmilben ab. Auch hier wird man aber nur Erfolg haben, wenn man die befallene Orchidee danach gut im Auge behält.
Die Natur selbst liefert das eindeutig beste Mittel gegen Spinnmilben: eine Behandlung mit Niemprodukten wirkt zuverlässig und ist meist gut verträglich. Meiner Erfahrung nach ist Niem gegen alle Milben-Arten wirksam. Da es sich um ein Produkt handelt, dass aus meheren Wirkstoffen besteht, entwickeln die Milben auch keine Resistenz.
Bei grösseren Sammlungen kann sich der Einsatz von Nützlingen lohnen. Die Raubmilbe "Phytoseiulus persimilis" kommt hier z.B. in Frage. Allerdings wird davon berichtet, dass Raubmilben nicht alle Spinnmilben-Arten als Nahrungsquelle annehmen.
Wer bei einem Befall Niem einsetzt, wird zumindest im privaten Bereich auf die Anwendung chemischer Mittel verzichten können. Spinnmilben lassen sich mit Insektiziden kaum bekämpfen, da es sich um Spinnentiere handelt. Wirksamer sind die sogenannten Akarizide. Allerdings gibt es kaum eine Schädlingsgruppe, die schneller Resistenzen entwickelt als die Spinnmilben. Manchmal reichen zwei Anwendungen aus und die Wirksamkeit ist nicht mehr gegeben. Leider kommt man bei grossen Sammlungen oder in der Erwerbsgärtnerei nicht immer um den Einsatz von Akarizide rum. Hier sollte man sich unbedingt von einem Fachmann beraten lassen, der auch die Resistenzen der einzelnen Arten berücksichtigt.
In Fall von Spinnmilben habe ich schlechte Erfahrungen mit dem Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln aus der Sprühdose gemacht. Die Tiere sind einfach zu klein, um sie alle zu erwischen. Wenn es doch keinen anderen Weg gibt, muss die Anwendung unbedingt mehrmals wiederholt werden. Bitte beachten Sie beim Einsatz chemischer Mittel diese Vorsichtsmassnahmen.
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