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Der Orchideendoktor: Woll- und Schmierläuse
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Wollläuse |
Beschreibung des Schädlings: Die eigentlichen Wollläuse haben eine ovale Gestalt, sind bis zu 0,5 cm gross, haben eine weisse, hellbraune oder rosa Farbe und sind mit Querrillen am Rücken ausgestattet. Wollläuse bedecken sich mit einem weissen Gespinst aus Wachs und bewegen sich nicht oder nur äusserst langsam fort. Zuerst fallen nicht die Tiere, sondern dieses weissen Gespinst an befallenen Pflanzen auf, welches an Wattebäuschchen erinnert. Entfernt man dieses, werden darunter die eigentlichen Läuse und evt. ihre gelblichen Eier sichtbar.
Schmierläuse dagegen umgeben sich mit einem schmierigen, puderähnlichen Staub. |
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Wissenswertes: Obwohl von ihrem äusseren Erscheinungsbild doch völlig verschieden, zählen die Woll- und Schmierläuse zu der Gruppe der Schildläuse. Auch sie sind Pflanzensäfte saugende Insekten, die sich bevorzugt an den Blattachseln der Orchideen aufhalten. Auch hier stellt die Ummantelung ein Schutz vor Fressfeinden sowie chemischen und physikalischen Einflüssen (z.B. heftiger Regen) dar. Ausserdem werden über Drüsenpakete am Rücken der Tiere unangenehme Geruchs- und Geschmacksstoffe abgegeben, welche die Läuse für Fressfeinde unattraktiv macht.
Bei Woll- und Schmierläusen kommen hauptsächlich Weibchen vor, die zur "Jungfernzeugung" (Parthenogenese) fähig sind, d.h. Männchen werden für die Fortpflanzung nicht unbedingt gebraucht. Die Weibchen legen bis zu 500 Eier ab, um für Nachwuchs zu sorgen. Zunächst schlüpfen aus den Eiern Larven, die in der Lage sind, sich fortzubewegen. Es gibt aber auch Arten, die ihren Nachwuchs lebend gebären. In beiden Fällen können in jedem Jahr mehrere Generationen entstehen. Wollläuse sind ausserdem mehrjährig. Dies alles erklärt die oft massenhafte Verbreitung innerhalb von kurzer Zeit. Woll und Schmierläuse sind wahre Künstler, wenn es darum geht, die Gelege zu verstecken. Nicht nur offensichtliche Stelle wie z.B. die Blätter werden dazu verwendet. Teilweise liegen die Eier im Substrat, in Blattachseln oder Hüllblättern, sodass ein Befall sehr lange übersehen werden kann. Typisch ist auch ein Rückzug der Schädlinge, der solange andauert, bis die Bedingungen wieder besser sind. So tauchen sie manchmal nach Monaten der Ruhe plötzlich wieder massenhaft auf.
All diese Fakten machen deutlich, warum die Bekämpfung der Woll- und Schmierläuse so schwierig ist. |
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Symptome / Schaden:
Zunächst einmal schädigen Woll- und Schmierläuse durch das saugen von Pflanzensaft an den Blattadern. Natürlich fehlt dieser Pflanzensaft, das Opfer wird geschwächt. Damit aber nicht genug: Die Läuse geben Sekrete an die Pflanze ab, die diese zu biochemischen Vorgängen anregen, die den Läusen zugute kommen. Die Pflanze aber wird zusätzlich geschwächt. Die Läuse geben ausserdem Fructose ab, die ein idealer Nährboden für Pilze darstellt. Leicht befallen diese Pilze die Orchidee zusätzlich. Auch auf Ameisen wirkt die Fructose unwiderstehlich. Sie betreiben regelrecht eine Pflege der Läuse, schützen sie vor Feinden, melken die Fructose ab und gründen in der Nähe neue Staaten. Auch übertragen saugende Insekten Viren.
All diese Einflüsse lassen die Blätter der Orchidee welken und führen zum Blattverlust, es werden Verfärbungen sichtbar, Blätter und Blüten verformen sich. Bei einem starken Befall ist die ganze Pflanze mit weisser Watte eingehüllt. Die Blätter sind verklebt von der Fructose.
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Prävention: Meist schleppt man sich diese Schädlinge über Neukäufe in die Sammlung ein. Selbst bei sehr erfahrenen Händlern kommt es ab und zu vor, dass befallene Pflanzen in den Verkäufsräumen stehen. Deshalb sollte man sich alle pflanzlichen Neuerwerbungen sehr genau ansehen, bevor man zur Kasse geht. Besteht auch nur der leiseste Verdacht, sollte man von einem Erwerb Abstand nehmen. Das gilt auch, wenn Nachbarpflanzen betroffen sind oder die Tiere offenbar tot sind. Hat man sich diese Schädlinge erst einmal in die Sammlung eingeschleppt, wird man sie oft niemals mehr los.
Auch wenn es immer etwas selbstverständlich klingt: gesunde Pflanzen sind der beste Schutz vor Läusen. Auch Pflanzen sind ihren Feinden nicht immer ganz wehrlos ausgesetzt. Auch sie haben Abwehrstoffe, die Schädlinge fern halten. Deshalb werden meist gestresste oder geschwächte Pflanzen befallen, da dieser Schutz dann wegfällt.
Ständige Kontrollen sind ein weiterer wichtiger Schutz. Befallen werden meist hartlaubige Orchideen, wie z.B. Cattleya und Phalaenopsis. Auch an die Blattunterseiten muss gedacht werden. Je früher die Befall entdeckt wird, desto besser sind die Aussichten den Schädling vollständig los zu werden.
Produkte des Niembaums wirken bei einen starken Befall nicht mehr im ausreichendem Maß. Sehr wohl können sie aber vorbeugend eingesetzt werden. |
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Befallene Cattleya (Foto: Silli) und Phalaenopsis (Foto: Karin) |
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Bekämpfung:
Befallene Orchideen sollten sofort isoliert werden. Da die Bekämpfung sehr schwierig ist, sollte man sich überlegen, ob man sich von der betroffenen Pflanze trennt.
Natürlich gibt es auf dem Markt eine Auswahl an chemischen Mitteln. Die meisten werden in einer Sprühdose angeboten. Manche dieser Mittel enthalten neben dem Wirkstoff auch Öl. Gerade bei dünnblättrigen Orchideen ist hier vorsicht angebracht. Eine grossflächige Anwendung kann zum Absterben der Blätter führen. Öl verklebt die Poren der Blätter und lässt ihnen nicht mehr genug Luft zum Atmen. Ebenfalls wegen des Öls darf nach der Behandlung für mehrere Tage kein direktes Sonnenlicht (auch am Abend und am Morgen) auf die Blätter fallen. Ab besten wendet man bei Orchideen ein ölfreies Mittel an. Auch sollte man den auf der Dose vermerkten Mindestabstand zur Pflanze unbedingt einhalten, da das eiskalte Spray sonst Schäden durch Unterkühlung auf den Blättern hinterlässt. Gerade im Fall von Woll- und Schmierläusen ist eine Wiederholung der Anwendung meist unerlässlich. Bitte beachten Sie die Zeitangaben zur Wiederholung der Anwendung auf der Packung, sonst verbreitet sich eine neue Generation über die Pflanze.
Erhältlich sind auch Granulate und Stäbchen, die an die Wurzel gebracht werden. Sie wirken systemisch, d.h. der Wirkstoff wird über die Wurzeln aufgenommen und verteilt sich so im gesamten Pflanzengewebe. Auch schwer zu erreichende Stellen der Orchidee werden so erfasst. Zu beachten ist, dass diese Mittel neben dem Wirkstoff oft auch Dünger enthalten. Hier muss vor der Anwendung geklärt werden, ob die Orchidee sehr empfindlich auf Düngersalze reagiert. Für viele Naturformen sind diese Mittel keine Alternative, für grosse Hybriden schon. Oft kann es helfen, diese Mittel in Wasser zu verteilen, um den Dünger verdünnt an die Wurzeln zu bringen.
Bitte beachten Sie beim Einsatz chemischer Mittel diese Vorsichtsmassnahmen.
In manchen Fällen ist die Behandlung mit einer Lösung aus 15g Schmierseife und 10 ml Brennspiritus in 1l warmen Wasser wirkungsvoll. Spiritus weicht die Haut der Läuse auf und betäubt die Schädlinge. Viele weich- und dünnblättrige Orchideen reagieren aber empfindlich auf diese agressive Lösung. Deshalb sollte diese Lösung nie gespritzt, sondern nur mit einem Pinsel auf die Tiere aufgetragen werden. Wenn man sicher gehen will ob die betroffene Orchidee diese Lösung verträgt, sollte man erst einen Test an einem einzelnen Blatt durchführen.
Besser verträglich und auch wirkungsvoll ist die Anwendung einer Öl-Spülmittel-Wasser-Emulsion: 1 l Wasser werden mit 2 El. Olivenöl und einen Spritzer Spülmittel gemischt. Diese Emulsion wird auf die Orchideen gesprüht. In der angegebenen Konzentration ist das Öl für die meisten Orchideen verträglich.
Aufgrund der oben erwähnten Eigenschaften, haben Woll- und Schmierläuse nur wenige Feinde. Die Larven des Australischer Marienkäfer (Cryptolaemus montrouzieri) jedoch bilden eine wirksame Ausnahme und können deshalb als Nützlinge eingesetzt werden. Er braucht jedoch warme, feuchte Bedingungen, was den Einsatz im Winter, auf der Fensterbank und in Kalthäusern einschränkt.
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Fotos: Aischa |
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